04.05.2015 16:52 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von -

Nepal: Nothilfe allein genügt nicht / SOS-Kinderdörfer planen Wiederaufbau

Kurzfassung: (Mynewsdesk) Foto: Pravin steht in den Trümmern seines Elternhauses unter dem er bei dem Beben begraben wurde. Zishaan Akbar Latif/SOS-Kinderdörfer Bhaktapur – „Ich schaute Fernsehen, als sich die Erde bebte und das ganze Haus wackelte.“ Pravin ist 13 Jahre alt und wohnte mit seiner kleinen Familie, Mutter und 16-jähriger Bruder, in Bhaktapur, einer Stadt nur wenige Kilometer östlich von Kathmandu. „Ich wollte nach oben zu meiner Mutter rennen, aber da brach der Boden unter meinen ...
[- - 04.05.2015] (Mynewsdesk) Foto: Pravin steht in den Trümmern seines Elternhauses unter dem er bei dem Beben begraben wurde. Zishaan Akbar Latif/SOS-Kinderdörfer Bhaktapur – „Ich schaute Fernsehen, als sich die Erde bebte und das ganze Haus wackelte.“ Pravin ist 13 Jahre alt und wohnte mit seiner kleinen Familie, Mutter und 16-jähriger Bruder, in Bhaktapur, einer Stadt nur wenige Kilometer östlich von Kathmandu. „Ich wollte nach oben zu meiner Mutter rennen, aber da brach der Boden unter meinen Füßen weg“, erzählt Pravin weiter. Er hatte Glück: Zwar kollabierte das Haus, doch er wurde vom Kühlschrank gerettet, der Pravin vor herabprasselnden Backsteinen schützte.

Bald begannen Nachbarn, Pravins Mutter und Bruder in den Trümmern nach dem 13-Jährigen zu graben. „Zuerst legten wir einen Fuß von Pravin frei“, erinnert sich Pravins Mutter. „An dem Fuß zogen wir ihn dann aus dem Trümmern. Sein Gesicht hatte einiges abbekommen, aber sonst war er weitgehend in Ordnung“, erzählt die erleichterte Mutter.

„Aber wir haben nichts mehr”, sagt Pravin und steht auf den Resten des Hauses. „Und in die Schule gehen kann ich auch nicht mehr“, fügt er traurig hinzu. „Ständig gibt es Nachbeben, die Schule ist nicht sicher.“

„In den ersten Wochen nach dem Erdbeben sind Erste Hilfe, Nahrung und Notunterkünfte wichtig“, erklärt der Leiter der SOS-Kinderdörfer in Nepal, Shankar Pradhanangar. „Doch wir müssen gleichzeitig langfristig denken: Die meisten Menschen in Nepal sind arm. Ihr Häuschen war ihr ganzer Besitz. Nun haben sie nichts mehr. Deshalb müssen wir auch jetzt schon den Wiederaufbau planen.“

Im Erdbebengebiet liegen fünf SOS-Kinderdörfer, drei in unmittelbarer Nähe von Kathmandu. „Wir haben in den Kinderdörfern sofort Kinder und Erwachsene aus der Umgebung aufgenommen, die ihre Häuser und Wohnungen verloren haben“, erzählt Pradhanangar. In einem Kinderdorf sind jetzt noch 1200 Menschen untergebracht.

Zudem bietet SOS für Kinder 14 Nothilfe-Kitas an. Tausende Kinder werden dort tagsüber betreut und erhalten drei Mahlzeiten, während sich ihre Eltern um Wiederaufbau ihrer Häuser kümmern können. „Der Wiederaufbau muss unterstützt werden“, sagt Pradhanangar. „Viele Menschen haben nichts mehr, können sich also auch keinen Wiederaufbau leisten“.

Außerdem nimmt SOS in den Kinderdörfern Kinder auf, die ihre Eltern verloren haben oder von ihnen getrennt wurden. Sie werden betreut und es wird nach der Familie - Eltern, Großeltern oder anderen Verwandten - gesucht.

„Und nicht zuletzt muss langfristig auch das Schulsystem gestärkt werden“, sagt der SOS-Leiter. „Der Staat Nepal ist arm. Nicht jedes Kind kann sich die Schule leisten. 40 Prozent aller Nepalesen sind Analphabeten.“ Deshalb betreiben die SOS-Kinderdörfer seit vielen Jahren sieben Schulen und drei Berufsausbildungszentren in Nepal. „Wir hoffen auf Wiederaufbauhilfe aus anderen Staaten, die auch das Bildungssystem stärkt. Denn nur Bildung hilft aus der Armut heraus“, sagt Pradhanangar.

Pravin und seine Familie werden von SOS unterstützt. Aber sein größter Wunsch ist - im Gegensatz zur Mutter – nicht ein neues Haus. „Bald wieder in die Schule gehen zu können wäre toll“, sagt auch Pravin. In Nepal gehen die meisten Kinder gern in die Schule.

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Louay Yassin
Pressesprecher
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Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.
Ridlerstraße 55, 80339 München
Tel.: +49/89/179 14-259
louay.yassin@sos-kd.org
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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit 550 Kinderdörfern und mehr als 1.800 SOS-Zusatzeinrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 133 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.
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