20.08.2014 12:50 Uhr in Gesundheit & Wellness von Universität Rostock

Experte: Menschen dürfen nicht zu Patienten gemacht werden

Kurzfassung: Experte: Menschen dürfen nicht zu Patienten gemacht werden"Hilfesuchenden in MV steht ein ganzes Geflecht von Angeboten und Institutionen im psychosozialen Bereich gegenüber", sagt Prof. Schneider. ...
[Universität Rostock - 20.08.2014] Experte: Menschen dürfen nicht zu Patienten gemacht werden
"Hilfesuchenden in MV steht ein ganzes Geflecht von Angeboten und Institutionen im psychosozialen Bereich gegenüber", sagt Prof. Schneider. "Das erfordert inzwischen ein eigenes Navigationssystem". Die Grenzen zwischen psychosozialer Beratung, die in Deutschland von etwa 12 000 zumeist kommunal kofinanzierten Einrichtungen mit psychotherapeutisch qualifizierten Mitarbeitern getragen würden, und den ambulanten Psychotherapieangeboten mit jetzt deutlich über 20 000 ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten seien fließend. So würde oftmals eine psychotherapeutische Behandlung indiziert und vorgenommen, obwohl eine niedrigschwellige Beratung den Klienten in die Lage versetzen könnte, seine Probleme eigenständig und selbstverantwortlich zu lösen. Aber auch für die Beratungsangebote (Familien-, Erziehungsberatung etc.) gilt, dass diese oftmals zu expansiv sind und die Anlässe zur Wahrnehmung von professioneller Unterstützung zu weit gefasst werden. Mit der Folge, dass der Einzelne u.U. seine Selbstwirksamkeit und sein Vertrauen in diese einschränkt. "Es muss Beratung geben", unterstreicht Schneider. "Aber wir dürfen nicht alles zu professionellen Problemen definieren und somit Menschen bedürftig und abhängig machen". Über diese Prozesse werden nach Meinung des Experten zu oft soziale Probleme in medizinische umgewandelt. "Dieses Phänomen ist auch bei den Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit zu beobachten", sagt Schneider. So liege der Anteil von Frühberentungen im Jahr 2013 wegen psychischer und psychosomatischer Erkrankungen bei 43 Prozent. Wegen körperlicher Leiden erfolgten Frühberentungen in der Regel drei Jahre später. Und wenn dieses Phänomen kritisch reflektiert werden würde, zeige sich doch häufig, dass es primäre soziale Problemstellungen - z.B. Langzeitarbeitsslosigkeit - seien, die über Diagnosenstellungen und oftmals nicht angezeigten Therapien in die "Sprache" der Medizin übersetzt werden würden. In diesen Fällen wäre oftmals eine kompetente Beratung zur Unterstützung der Betroffenen bei der Bewältigung der mit ihrer sozialen Situation verbundenen Schwierigkeiten angezeigt.
In Warnemünde wollen sich die Experten bis Freitag über Anlässe und Methoden der Beratung sowie der Psychotherapie sowie Gemeinsames und Trennendes austauschen. Kritisch soll reflektiert werden, dass Menschen nicht weiterhin unnötig zu Patienten gemacht werden. Oft sei bereits eine niedrigschwellige Beratung hilfreich. Dann könnten Menschen eigenverantwortlich ihre Probleme lösen. Aber allzu oft werden bei psychischen und sozialen Problemen zu schnell medizinische Diagnosen gestellt. Und die öffentliche Aufmerksamkeit die das Thema "psychische Belastungen in der Arbeitswelt" erfährt, führt mehr und mehr dazu, dass sich Individuen als psychisch gefährdet und überlastet fühlen. Um dieser Problematik angemessen zu begegnen, ist eine sorgfältige Abklärung notwendig, ob und welche Art von professioneller Unterstützung der Einzelne benötigt.
"Beratung zu psychosozialen Problemen und Psychotherapie müssen eingesetzt werden, wenn sie angezeigt sind", betont Schneider. Der Hausarzt könnte nach seinen Worten dabei eine Schlüsselposition einnehmen. Aber ihm fehle es oft an Zeit oder seine entsprechenden Beratungen würden nicht angemessen finanziert. Wenn eine Psychotherapie angezeigt sei, stelle sich in Mecklenburg-Vorpommern das Problem, dass gerade im ländlichen Bereich eine zu geringe Anzahl an Psychotherapeuten zur Verfügung stehe. MV trage nach Sachsen Anhalt die Rote Laterne. Text: Wolfgang Thiel

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