Weltwirtschaftliche Expansion ohne Schwung

Kurzfassung: Weltwirtschaftliche Expansion ohne SchwungDie weltwirtschaftliche Expansion ist im Verlauf des Jahres 2014 erneut ins Stocken geraten. Von einem Aufschwung, der von allen Regionen getragen wird, ist ...
[Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) - 11.09.2014] Weltwirtschaftliche Expansion ohne Schwung

Die weltwirtschaftliche Expansion ist im Verlauf des Jahres 2014 erneut ins Stocken geraten. Von einem Aufschwung, der von allen Regionen getragen wird, ist die Weltwirtschaft weit entfernt. Sie bleibt anfällig für Störungen, sei es durch geopolitische Entwicklungen, sei es durch Turbulenzen an den Finanzmärkten. Wir erwarten zwar, dass sich die Weltkonjunktur im kommenden Jahr festigt, die Dynamik wird aber wohl vorerst moderat bleiben. Getragen wird die Belebung vor allem von den fortgeschrittenen Volkswirtschaften. In den Vereinigten Staaten wird sich der Produktionsanstieg spürbar verstärken, und der Euroraum dürfte sich wieder aus der Stagnation lösen. Hingegen wird die Dynamik in den Schwellenländern auch im kommenden Jahr noch gedämpft sein. Zu den konjunkturellen Problemen kommt hinzu, dass sich die zugrunde liegende Wachstumsdynamik in den Schwellenländern offenbar abgeschwächt hat. Alles in allem rechnen wir mit einem Anstieg der Weltproduktion im laufenden Jahr um 3,2 Prozent, für 2015 erwarten wir einen Zuwachs um 3,7 Prozent. Damit haben wir unsere Erwartung im Vergleich zum Juni für dieses Jahr um 0,4 und für nächstes Jahr um 0,3 Prozentpunkte reduziert. Die Prognose könnte sich noch als zu optimistisch erweisen, insbesondere wenn die geopolitischen Spannungen weiter zunehmen sollten.
- Stockende weltwirtschaftliche Expansion - Die weltwirtschaftliche Aktivität hat im ersten Halbjahr 2014 nur schwach zugenommen. Die Indikatoren haben sich zuletzt zwar wieder erhöht, die Verbesserung beschränkt sich aber im We sentlichen auf die Vereinigten Staaten.
-Ungewöhnlich geringe Zunahme des Welthandels - Der Welthandel hat im ersten Halbjahr kaum mehr als stagniert. Seine Expansion ist bereit s seit drei Jahren stark verlangsamt und deutlich geringer als es die Entwicklung der Weltproduktion erwarten ließe. Die Gründe dafür sind zum Teil strukturell, zum Teil aber wohl auch temporär , so dass für die kommenden Jahre mit einer Annäherung des Zusammenhangs zwischen Welthandel und Weltproduktion an frühere Relationen und damit einer wieder höheren Dynamik des weltweiten Warenaustauschs zu rechnen ist.
- Anhaltende Schwäche in den Schwellenländern - Im laufenden Jahr blieb die Dynamik in den Schwellenländern zumeist niedrig. In China legte das Bruttoinlandsprodukt zwar im zweiten Quartal wieder merklich stärker zu als zu Beginn des Jahres, dies dürfte aber nicht nachhaltig sein. Auch in Indien hat sich das Tempo der wirtschaftlichen Expansion im Verlauf dieses Jahres etwas erhöht, es bleibt aber nach wie vor weit hinter der im vergangenen Jahrzehnt verzeichneten Dynamik zurück. In anderen Ländern wie Ru ssland, Brasilien oder Argentinien stagniert die Produktion oder sie geht sogar zurück.
- Geldpolitik vor Wegscheide - Die Geldpolitik in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften ist gegenwärtig überall immer noch sehr expansiv ausgerichtet. In einigen Ländern stellt sich angesichts fortschreitender Konjunkturerholung nun zunehmend die Frage, ob die Zinsen in absehbarer Zeit angehoben werden sollten. Gleichzeitig ist die EZB mit nachlassender konjunktureller Dynamik und sinkenden Inflationsraten konfrontiert und hat ihre Politik daraufhin nochmals expansiver gestaltet. Es zeichnet sich ab, dass die Gelpolitik in den großen Währungsräumen im Prognosezeitraum unterschiedliche Richtungen einschlagen wird.
- Ausblick: Weltkonjunktur nimmt nur allmählich Fahrt auf - Wir erwarten eine Beschleuni- gung des Anstiegs der Weltproduktion im Prognosezeitraum, doch wird die Dynamik mit 3,7 Prozent auch im nächsten Jahr noch moderat sein. Im laufenden Jahr wird der Zuwachs gerechnet auf Basis von Kaufkraftparitäten mit 3,2 Prozent genauso ni edrig ausfallen wie im vergangenen Jahr. Die Verstärkung der Weltkonjunktur im Prognosezeitraum geht dabei vor alle m auf die Belebung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften zurück. In den Vereinigten Staaten wird das Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich mit 2,0 Prozent in diesem und 3,0 Prozent im nächsten Jahr expandieren. Hier dürften die Einkommen zunehmend auch durch höhere Löhne gestützt werden. Hinzu kommt, dass der Entschuldungsprozess im privaten Sektor so weit vorangekommen ist, dass die Konsumneigung steigt. Im Euroraum dürften sich die Expansionskräfte vor dem Hintergrun d einer nochmals expansiveren Geldpolitik und nachlassenden Restriktionswirkungen der Finanzpolitik im kommenden Jahr wieder stärker bemerkbar machen. Für 2015 erwarten wir ei nen Produktionsanstieg um 1,3 Prozent, nach 0,7 Prozent im laufenden Jahr. Hingegen nimmt die Dynamik in den Schwellenländern im Prognosezeitraum nur geringfügig zu und bleibt verhalten, wenn man die hohen Expansionsraten zum Vergleich heranzieht, die im vergangenen Jahrzehnt verzeichnet wurden.
- Beträchtliche politische Risiken - Die Prognose könnte sich noch als zu optimistisch erweisen, wenn sich die geopolitischen Krisen nochmals zuspit zen sollten. So sind die direkten Auswirkungen einer drastischen Verringerung des Handels mit Russland über den Handelskanal für die fortgeschrittenen Volkswirtschaften trotz des insgesamt relativ geringen Anteils der Exporte nach Russland durchaus fühlbar, vor allem in Europa, wo einige Länder in durchaus beträchtlichem Umfang nach Russland liefern. Hinzu kämen indirekte Effekte da durch, dass die mit einer weiteren Zuspitzung verbundene zusätzliche Unsicherheit das wirtschaftliche Klima verschlechtert. Auch negative Überraschungen im Zusammenhang mit der Schuldenkrise im Euroraum könnt en eine neuerliche Welle von Unsicherheit über die Zukunft im Währungsraum auslösen und im Prognosezeitraum ebenfalls die Finanzmärkte beunruhigen und die Nachfrage beeinträchtigen.

Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW)
Kiellinie 66
24105 Kiel
Telefon: (0431) 8814-1
Telefax: 0431 / 8814 - 500
Mail: info@ifw-kiel.de
URL: http://www.ifw-kiel.de/
Weitere Informationen
Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW)
Das IfW im ÜberblickDas Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) ist eines der großen Zentren weltwirtschaftlicher Forschung, wirtschaftspolitischer Beratung, ökonomischer Ausbildung und wirtschaftswissenschaftlicher Dokumentation. Das Institut sieht seine Hauptaufgabe in der Erforschung innovativer Lösungsansätze für drängende weltwirtschaftliche Probleme. Auf Basis dieser Forschungsarbeiten berät es Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und informiert die interessierte Öffentlichkeit über wichtige wirtschaftspolitische Zusammenhänge. Als Tor zur weltwirtschaftlichen Forschung pflegt es ein weit gespanntes Netzwerk aus nationalen und internationalen Experten, deren Forschungsarbeiten direkt oder indirekt in die Forschungs- und Beratungsaktivitäten des Instituts einfließen. Das Institut für Weltwirtschaft legt einen besonderen Schwerpunkt auf die ökonomische Aus- und Weiterbildung und kooperiert eng mit der ZBW, der weltgrößten wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Bibliothek.foto_ifw_antik.gifDas Institut wurde im Jahr 1914 als „Königliches Institut für Seeverkehr und Weltwirtschaft" von Bernhard Harms gegründet und später in „Institut für Weltwirtschaft" umbenannt. Es ist der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel angegliedert, ohne ein Teil von ihr zu sein. Das Institut für Weltwirtschaft gehört der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) an, die Institute und Serviceeinrichtungen von überregionaler Bedeutung vereint. Seit dem 1. Januar 2007 ist das Institut für Weltwirtschaft eine unabhängige Stiftung des öffentlichen Rechts des Landes Schleswig-Holstein (Errichtungsgesetz der Stiftung IfW; Satzung der Stiftung IfW).Das Ziel der Forschung des Instituts für Weltwirtschaft ist es, innovative Lösungen für drängende weltwirtschaftliche Probleme zu entwerfen, die ökonomische Anreize zu einem eigenverantwortlichen Handeln des Einzelnen setzen und dadurch dem Bedürfnis der Menschen nach sozialer Gerechtigkeit Rechnung tragen. Um schnell und flexibel auf neue Problemfelder reagieren zu können, ist die Forschung des Instituts in kleineren Forschungs- und Projektbereichen organisiert (Organisationsstruktur). Die gegenwärtig sieben Forschungsbereiche bearbeiten eigenständig relativ eng umrissene Forschungsgebiete im Rahmen unserer Programme Internationale Wirtschaft und internationale Wirtschaftspolitik, Wirtschaftspolitische Maßnahmen für nachhaltige Entwicklung sowie Makroökonomische Aktivität und Politik. Diese dezentrale Strukturerlaubt es uns, die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter je nach Interesse und Bedarf flexibel einzusetzen und kurzfristig neue Forschungsfelder zu erschließen (Regeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis an der Stiftung Institut für Weltwirtschaft und Verfahren zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten).Die Forschungsaktivitäten werden unterstützt und ergänzt durch die Dienstleistungen der Zentren des Instituts. Die Zentren erstellen unter anderem die Konjunkturprognosen des IfW, erarbeiten neue Konzepte und Instrumente der wirtschaftspolitischen Beratung, entwickeln neue akademische Bildungsangebote, betreuen das Aufbaustudium Advanced Studies in International Economic Policy Research und veröffentlichen die Publikationsreihen des IfW.Für seine Anstrengungen zur Gleichstellung wurde das Institut 2010 mit dem Total E-Quality-Prädikat ausgezeichnet.
Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW),
, 24105 Kiel, Deutschland
Tel.: (0431) 8814-1; http://www.ifw-kiel.de/
Weitere Meldungen dieses Unternehmens
Erfolgreiche Pressearbeit eBook
Pressearbeit
Eine Pflichtlektüre für mehr Sichtbarkeit durch Pressemitteilungen.
Pressekontakt

Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW)

24105 Kiel
Deutschland

E-Mail:
Web:
Tel:
(0431) 8814-1
Fax:
0431 / 8814 – 500
Drucken Weiterempfehlen PDF
Schlagworte
Permanentlinks https://www.prmaximus.de/113228

https://www.prmaximus.de/pressefach/institut-für-weltwirtschaft-an-der-universität-kiel-ifw-pressefach.html
Die Pressemeldung "Weltwirtschaftliche Expansion ohne Schwung" unterliegt dem Urheberrecht. Jegliche Verwendung dieses Textes, auch auszugsweise, erfordert die vorherige schriftliche Erlaubnis des Autors. Autor der Pressemeldung "Weltwirtschaftliche Expansion ohne Schwung" ist Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW), vertreten durch .