Artenvielfalt unter Wasser

Kurzfassung: Artenvielfalt unter WasserDer Verlust der Artenvielfalt in unseren Flüssen, Seen und Feuchtgebieten ist inzwischen vier bis sechs Mal so hoch wie an Land oder im Meer und stellt somit ein bisher unt ...
[Forschungsverbund Berlin e.V. - 21.05.2014] Artenvielfalt unter Wasser
Der Verlust der Artenvielfalt in unseren Flüssen, Seen und Feuchtgebieten ist inzwischen vier bis sechs Mal so hoch wie an Land oder im Meer und stellt somit ein bisher unterschätztes Problem dar. "Die dramatische Veränderung der biologischen Vielfalt ist eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit", meint Prof. Klement Tockner, Direktor des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und Sprecher des Leibniz-Forschungsverbunds Biodiversität. "Denn die Vielfalt der Arten ist Grundlage für unser Wohlergehen, trägt zur Ernährungssicherung bei und dämpft die Auswirkungen der Klimaveränderung."
Eine wichtige Aufgabe von Wissenschaft und Politik sei es daher, Lösungsansätze für Nutzungskonflikte in und an Gewässern zu entwickeln. Um dafür verlässliche und empirisch belegte Entscheidungshilfen zur Verfügung zu stellen, wurde Anfang des Jahres der erste Online-Atlas zur Biodiversität in Binnengewässern veröffentlicht. "Dieser Atlas stellt eine unschätzbar wichtige Grundlage dar, um Prioritäten im Management und zum Schutz der einzigartigen Biodiversität unserer Gewässer zu setzen. So erfordert beispielsweise der globale Boom im Ausbau der Wasserkraft dringend zuverlässige Daten, um ökologisch verträgliche Lösungen für die Nutzung von Gewässern zu entwickeln", erklärt Prof. Klement Tockner. Weltweit seien derzeit fast 4000 große Staudämme zur Energieproduktion in Planung oder im Bau - insbesondere in den artenreichen Tropen und Subtropen, aber auch am Balkan, in Anatolien, im Himalaya und in China. Die weltweite Stromproduktion aus Wasserkraft, die sich dadurch fast verdoppeln wird, leiste zwar einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, greife aber massiv in das Ökosystem Fließgewässer ein. "Daher ist es dringend erforderlich, ökologische, soziale und ökonomische Standards zu setzen, um eine nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser zu gewährleisten - zum Schutz der Natur und zum Wohle des Menschen", so Tockner.
Der Atlas wurde im Rahmen des von der Europäischen Union finanzierten Projekts BioFresh erarbeitet. Unter Federführung des IGB ist dabei in enger Zusammenarbeit mit zwölf internationalen Forschungsinstitutionen und zahlreichen NGOs eine wissenschaftliche Informationsplattform entstanden, die einschlägige Akteure beim Schutz und Management von Binnengewässern unterstützen soll. Interessenten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft erhalten über die Plattform einen freien, online verfügbaren und interaktiven Zugang zu globalen und regionalen Karten der aquatischen Artenvielfalt sowie geografische Hintergrundinformationen zu Lebensräumen, Gefährdungs- und Klimaszenarien sowie Schutzmaßnahmen. Seit der Veröffentlichung ist das internationale Interesse am Atlas groß: Die Aufrufe stammen vor allem aus den USA, Deutschland, Frankreich, Japan und Brasilien und darüber hinaus aus weiteren 117 Ländern der Welt.

Kontakt:
Prof. Dr. Klement Tockner
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Tel.: +49 (0)30-64181602
E-Mail: tockner@igb-berlin.de
Forschen für die Zukunft unserer Gewässer: Das ist die wesentliche Aufgabe des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.
Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit.
Weitere Informationen
Forschungsverbund Berlin e.V.
Der Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB) ist Träger von insgesamt acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Forschungsinstituten in Berlin, die unter Wahrung ihrer wissenschaftlichen Eigenständigkeit im Rahmen einer einheitlichen Rechtspersönlichkeit gemeinsame Interessen wahrnehmen. Als Forschungseinrichtungen von überregionaler Bedeutung und gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse werden die Institute im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung von Bund und Ländern nach Art. 91b GG finanziert. Die Institute verfügen über eine gemeinsame administrative Infrastruktur ("Verbundverwaltung") und sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.Die Institute des Forschungsverbundes sind: Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) Leibniz-Institut für Kristallzüchtung (IKZ) Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik (PDI) Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik, Leibniz-Institut im Forschungsverbund Berlin e. V. (WIAS)Im Forschungsverbund arbeiten rund 1.400 Mitarbeiter, Diplomanden, Doktoranden und Gastwissenschaftler. Die Direktoren der Institute und weitere leitende Wissenschaftler sind Professoren an den Universitäten in Berlin/Brandenburg und sichern so eine enge Verbindung zu Lehre und Forschung in den Hochschulen. Seit Januar 2010 übt der Forschungsverbund auch Verwaltungsdienstleistungen im Bereich Personal und Finanzen für das Museum für Naturkunde Berlin aus.
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