Dobrudschadeutsche und ihre Nachbarn – Historiker erforscht wenig beachtete Minderheit

Kurzfassung: Dobrudschadeutsche und ihre Nachbarn - Historiker erforscht wenig beachtete MinderheitEtwa 100 Jahre lang hatten die Dobrudschadeutschen einen Küstenstreifen am Schwarzen Meer besiedelt, bevor sie 1 ...
[Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) - 11.02.2014] Dobrudschadeutsche und ihre Nachbarn - Historiker erforscht wenig beachtete Minderheit
Etwa 100 Jahre lang hatten die Dobrudschadeutschen einen Küstenstreifen am Schwarzen Meer besiedelt, bevor sie 1940 zur Umsiedlung aufgefordert wurden und das Land bis auf wenige Leute verließen. Mit der Geschichte der deutschen Volksgruppe, die bis zu 15.000 Personen zählte, befasst sich nun ein neues Forschungsprojekt an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Am Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte wird sich Dr. Josef Sallanz mit dem Thema "Deutsche und ihre Nachbarn in der Dobrudscha. Zu den Verflechtungen ethnischer Gruppen zwischen Donau und Schwarzem Meer" beschäftigen. Das Projekt hat eine Laufzeit von 14 Monaten bis März 2015 und wird vom Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanziell gefördert.
Im Fokus des Forschungsvorhabens werden Fragen nach der soziokulturellen Entwicklung der Dobrudschadeutschen sowie dem Austausch mit den anderen ethnischen Gruppen in der Dobrudscha stehen. Dabei wird auch auf die Beziehungen der Dobrudschadeutschen zum Osmanischen Reich und zu Rumänien eingegangen. Damit soll versucht werden, die Lücken über die soziokulturelle Evolution einer bislang wenig beachteten Minderheitengruppe im östlichen Europa und ihre Verbindungen zu den Nachbarkulturen zu schließen. Das Thema beleuchtet nicht nur das Zusammenleben im Alltag in einer von Vielfalt geprägten historischen Region, die immer wieder von gesellschaftspolitischen Umbrüchen gekennzeichnet war. Auch übergreifenden Fragen von Migration, kultureller Prägung und Identität wird nachgegangen.
Die ersten deutschen Siedler kamen um 1840 vor allem aus Bessarabien und den südrussischen Gouvernements Cherson, Ekaterinoslav und Taurien in die damals osmanische Dobrudscha. Sie lebten in ihren Siedlungen vor allem mit Tataren und Türken, aber auch mit Rumänen, Bulgaren und Roma zusammen. Zwar konzentrierten sich die Deutschen der Dobrudscha meistens in eigenen Dorfvierteln, doch kam es trotzdem zu Wechselwirkungen mit den Nachbarkulturen, was in der Forschungsarbeit genauer untersucht werden soll.
Nach dem Anschluss der Dobrudscha an Rumänien 1878 ging die Zuwanderung von Deutschen in die Dobrudscha aus dem Norden weiter. Die zweite Wanderungswelle von deutschen Siedlern in die Dobrudscha begann noch zu osmanischer Zeit 1873 und reichte bis 1883, als die Region bereits einige Jahre rumänisch war. Eine dritte Einwanderungsperiode wird auf die Jahre 1890/91 datiert. Nachdem das Land besonders ab den 1890er Jahren eine intensive Rumänisierungspolitik verfolgte, wird sich das neue Forschungsvorhaben insbesondere auch mit der Frage befassen, welche Auswirkungen diese Politik auf die interethnischen Beziehungen hatte.
Das politische Leben der Dobrudschadeutschen jener Zeit war außerordentlich schwach entwickelt. So schlossen sich die Dobrudschadeutschen erst 1931 den politischen Strukturen der deutschen Minderheit in Großrumänien an. Die ökonomische und kulturelle Situation der Dobrudschadeutschen ließ besonders bei der landlosen Bevölkerung den Wunsch nach Umsiedlung reifen, sodass der Gauobmann Johannes Klukas mit seiner Politik des "Heim ins Reich" kaum Schwierigkeiten begegnete. Wie die Dobrudschadeutschen die Brüche von Umsiedlung, Flucht und Neubeginn tatsächlich verarbeitet haben, wird Josef Sallanz im Einzelnen untersuchen. Der Historiker nimmt außerdem die Lebenslage der nach 1945 in Rumänien und Bulgarien verbliebenen kleinen Gruppe der Dobrudschadeutschen in den Blick.
Das Projekt profitiert von den an der Universität Mainz vorhandenen historischen, kulturellen, literarischen und sprachlichen Rumänien-Kompetenzen, die dadurch ausgebaut und vertieft werden. Die bereits auf eine längere Tradition zurückblickende historische Beschäftigung mit der Geschichte der Donau-Karpaten-Schwarzmeerregion im Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte des Historischen Seminars wird außerdem seit Kurzem ergänzt. Vor knapp einem Jahr konnte nämlich am Romanischen Seminar der JGU ein Lektorat für rumänische Sprache und Kultur eingerichtet werden, in dessen Rahmen Rumänisch-Sprachkurse für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten werden. Ab dem kommenden Sommersemester wird das Angebot um einen historisch-literarischen Lektürekurs ergänzt.
Abbildung:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dobroudja_(carte_ethnographique).JPG
Ethnographische Karte der Dobrudscha, 1918.
Quelle: Wikimedia Commons

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Hans-Christian Maner
Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte
Historisches Seminar
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
D 55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-22113
E-Mail: maner@uni-mainz.de
http://www.osteuropa.geschichte.uni-mainz.de/178.php

Weitere Links:
http://www.uni-mainz.de/presse/58275.php (Pressemitteilung "JGU richtet Lektorat für rumänische Sprache und Kultur ein")
http://www.romanistik.uni-mainz.de/538.php (Lektorat für rumänische Sprache und Kultur)
http://www.magazin.uni-mainz.de/1843_DEU_HTML.php (JGU Magazin "Rumänische Sprache und Literatur kommen nach Mainz")
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Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zählt mit rund 36.500 Studierenden aus über 130 Nationen zu den zehn größten Universitäten Deutschlands. Als einzige Volluniversität des Landes Rheinland-Pfalz vereint sie nahezu alle akademischen Disziplinen, inklusive Universitätsmedizin Mainz und zwei künstlerischer Hochschulen, unter einem Dach – eine in der bundesdeutschen Hochschullandschaft einmalige Integration. Mit 84 Studienfächern mit insgesamt 219 Studienangeboten, darunter 95 Bachelor- und 101 Masterstudiengängen sowie 6 Zusatz-, Aufbau- und Erweiterungsstudiengängen, bietet die JGU eine außergewöhnlich breite Palette an Studienmöglichkeiten. Rund 4.150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter 540 Professorinnen und Professoren, lehren und forschen in mehr als 150 Instituten und Kliniken (Stichtag: 01.12.2011, aus Landes- und Drittmitteln finanziert).Die JGU ist eine internationale Forschungsuniversität mit weltweiter Anerkennung. Dieses Renommee verdankt sie sowohl ihren herausragenden Forscherpersönlichkeiten als auch ihren exzellenten Forschungsleistungen in der Teilchen- und Hadronenphysik, den Materialwissenschaften, den Erdsystemwissenschaften, der translationalen Medizin, den Lebenswissenschaften, den Mediendisziplinen und den historischen Kulturwissenschaften.Die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wird durch den Erfolg in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder bestätigt: Die JGU gehört zu den 23 Hochschulen in Deutschland, die es geschafft haben, sowohl eine Bewilligung für ein Exzellenzcluster als auch eine Bewilligung für eine Exzellenz-Graduiertenschule zu erhalten. Ihr Exzellenzcluster PRISMA, in dem vorwiegend Teilchen- und Hadronenphysiker zusammenarbeiten, und ihre materialwissenschaftliche Exzellenz-Graduiertenschule MAINZ zählen zur internationalen Forschungselite. Bis zu 50 Millionen Euro werden bis 2017 in diese beiden Projekte fließen.Zudem bestätigen gute Platzierungen in nationalen und internationalen Rankings sowie zahlreiche weitere Auszeichnungen die Forschungserfolge der Mainzer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Diese Erfolge werden u.a. durch die einzigartigen Großforschungsanlagen der JGU ermöglicht, wie den Forschungsreaktor TRIGA und den Elektronenbeschleuniger MAMI, die Forscherinnen und Forscher aus aller Welt anziehen. Die forschungsorientierte Lehre – die gezielte und frühzeitige Einbindung von Forschungsinhalten in die Curricula – ist ein weiteres Profilmerkmal.Als einzige deutsche Universität ihrer Größe vereint die JGU fast alle Institute auf einem innenstadtnahen Campus, der zudem vier Partnerinstitute der außeruniversitären Spitzenforschung beherbergt. Ebenfalls auf dem Campus angesiedelt sind studentische Wohnheime und Kinderbetreuungseinrichtungen. Die klinischen und klinisch-theoretischen Einrichtungen der Universitätsmedizin liegen nur circa einen Kilometer entfernt.Die JGU versteht sich als "offene Universität" (civic university), als integraler Bestandteil der Gesellschaft, mit der sie eng und vertrauensvoll zusammenarbeitet. Dies umfasst unter anderem das sogenannte lebenslange Lernen sowie den zügigen und umfassenden Wissens- und Technologietransfer.Zu Gutenbergs Zeiten im Jahr 1477 gegründet und nach 150-jähriger Pause 1946 von der damaligen französischen Besatzungsmacht wiedereröffnet, ist die Johannes Gutenberg-Universität Mainz dem Vorbild und dem internationalen Wirkungsanspruch ihres Namensgebers bis heute verpflichtet: innovative Ideen zu fördern und umzusetzen; Wissen zu nutzen, um die Lebensbedingungen der Menschen und deren Zugang zu Bildung und Wissenschaft zu verbessern; sie zu bewegen, die vielfältigen Grenzen zu überschreiten, denen sie täglich begegnen.
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