HoF-Publikation: 'Wer lehrt warum? Strukturen und Akteure der akademischen Lehre' erschienen

Kurzfassung: HoF-Publikation: "Wer lehrt warum? Strukturen und Akteure der akademischen Lehre" erschienenDie Frage, wer eigentlich hierzulande an den Hochschulen lehrt, ist nicht leicht zu beantworten. Die Datenla ...
[HoF Wittenberg - Institut für Hochschulforschung - 11.12.2014] HoF-Publikation: "Wer lehrt warum? Strukturen und Akteure der akademischen Lehre" erschienen
Die Frage, wer eigentlich hierzulande an den Hochschulen lehrt, ist nicht leicht zu beantworten. Die Datenlage zur Lehrtätigkeit des akademischen Personals muss als unzureichend gelten; Lehrdaten werden an Deutschlands Hochschulen nicht systematisch erhoben. Weiß in der Regel die Verwaltung eines Fachbereiches noch mehr oder weniger genau, wer an den Instituten lehrt, so gibt die offizielle Personalstatistik keine Auskunft darüber, ob das wissenschaftliche Personal in der Lehre eingesetzt wird. Errechnet werden kann so lediglich die Lehrverpflichtung der dokumentierten Personalgruppen und damit ein Lehr-Soll. Diese Zahlen geben keine Aufschlüsse über die konkrete Verteilung der Lehre.
Unter der Arbeitsfrage "Wer lehrt was unter welchen Bedingungen?" haben Wissenschaftler/innen der Instituts für Hochschulforschung Halle-Wittenberg, finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderschwerpunktes "Hochschulforschung als Beitrag zur Professionalisierung der Hochschullehre", die komplette Lehre eines Semesters von vier Universitäten und vier Fachhochschulen aus unterschiedlichen Bundesländern erhoben und die Lehrenden zu ihrer Lehrtätigkeit und -motivation befragt. Erfasst wurde in der Erhebung die Präsenzlehre, wie sie in den Vorlesungsverzeichnissen angegeben war. Andere Tätigkeiten, die mit der Lehre zusammenhängen wie Betreuung oder Prüfungen, entziehen sich weitgehend einer konkreten Bezifferung und konnten daher nicht berücksichtigt werden.
Nicht nur Professor/innen lehren
Anders als gemeinhin angenommen, erbringen Professor/innen in 33 von 44 untersuchten Fachbereichen an Universitäten weniger als die Hälfte der Lehre. "Der Mittelbau ist mittlerweile unverzichtbar für die Aufrechterhaltung des Lehrangebots." Das ist ein zentrales Fazit, das Projektleiter Dr. Roland Bloch mit Blick auf die Ergebnisse formuliert. An den Fachbereichen der untersuchten Universitäten erbringen wissenschaftliche Mitarbeiter/innen bis zu 62 Prozent der Lehre.
An den untersuchten Fachhochschulen ergibt sich ein anderes Bild: Die Lehre wird von zwei Personalgruppen dominiert, Professor/innen und Lehrbeauftragte decken zwischen 75 und 100 Prozent der Lehre ab. An drei von 19 untersuchten Fachbereichen erbringen Lehrbeauftragte sogar mehr als die Hälfte der Lehre. Ein in der Lehre tätiger Mittelbau ist, auch weil Fachhochschulen in der Regel nicht über Qualifikationsstellen verfügen, nur in Ansätzen vorhanden.
Lehrbeauftragte sind auch an Universitäten mittlerweile allgegenwärtig. Hier erbringen sie an einigen Fachbereichen bis zu ein Drittel der Lehre. Allerdings wurde an den untersuchten Universitäten nur jede/r Zweite dafür auch bezahlt. Das erklärt sich zum Teil daraus, dass sie nicht offiziell für die Lehre angestellt sind, aber trotzdem lehren. Es sind drittmittelfinanzierte wissenschaftliche Mitarbeiter/innen, Angehörige außeruniversitärer Forschungseinrichtungen oder Promotionsstipendiat/innen, die aus professionellen Erwägungen, informell geregelter Arbeitsteilung oder weil der Lehrbetrieb sonst schlicht nicht aufrecht zu erhalten wäre zusätzlich Lehrveranstaltungen übernehmen.
Die Konzentration auf die Professorenschaft in der Reformdiskussion über die Hochschullehre, so eine Schlussfolgerung der Autor/innen, wird den Realitäten der Lehrstrukturen nicht gerecht. Sie weisen vielmehr auf die zentrale Rolle des akademischen Mittelbaus im Lehrbetrieb hin, obwohl sich dieser größtenteils noch akademisch weiter qualifizieren muss und daher auch nur befristet beschäftigt wird. Zwar ist der Mittelbau in großen Teilen flexibel einsetzbar, was aber gerade die personelle Kontinuität und damit auch eine nachhaltige Qualitätsentwicklung der Lehre beeinträchtigt. Es lehrt, wer gerade verfügbar ist.
Trotz allem zufrieden mit der Lehre
Angesichts dieser strukturellen Bedingungen ist ein überraschender Befund der Befragung der Lehrenden, dass diese überwiegend zufrieden mit ihrer Lehrsituation sind - und zwar quer durch alle Personalgruppen. Weder soziodemographische Faktoren noch die Beschäftigungsbedingungen sind von unmittelbarer Bedeutung für die Bewertung der Lehrsituation sind. Offenbar werden die strukturellen Bedingungen der Lehre über eine besondere Motivationsqualität vermittelt. Die Motivation zu lehren - so das Fazit der Studie - resultiert aus der Verinnerlichung eines professionellen Selbstverständnisses, zu dem Lehre und Forschung gleichermaßen gehören. Die Lehrenden sind mit der Lehre trotz aller Widrigkeiten so lange zufrieden, wie sie kollegiales wie studentisches Feedback erfahren und sie den Eindruck haben, dass sie weitgehend selbstbestimmt lehren und ihre Forschung mit ihrer Lehre verbinden können.
Inhaltsverzeichnis: http://univerlag-leipzig.de/contents/articles/documents/01582_a87b99b39bb81ff4d1f1418035e465fe.pdf
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Das Institut für Hochschulforschung (HoF) Halle-Wittenberg ist das einzige Institut, das in den ostdeutschen Bundesländern Forschung über Hochschulen betreibt. Daraus ergeben sich besondere Projekt- und Anwendungsbezüge; gleichwohl beschränkt sich das Institut nicht auf die Untersuchung regionaler Entwicklungen.1996 gegründet, knüpft HoF Halle-Wittenberg an eine Vorgängereinrichtung an: Die Projektgruppe Hochschulforschung Berlin-Karlshorst hatte von 1991 bis 1996 die Neustrukturierung des ostdeutschen Hochschulwesens analysierend und dokumentierend begleitet.Das Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg wird vom Land Sachsen-Anhalt getragen. Es ist als An-Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg assoziiert.
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