Eine zweite Chance für krebskranke Kinder

Kurzfassung: Eine zweite Chance für krebskranke KinderDas Ziel ist es, deutschlandweit bei allen Kindern mit Krebsrückfällen nach Erbgutveränderungen zu suchen und herauszufinden, ob es Medikamente gibt, die z ...
[Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) - 05.12.2014] Eine zweite Chance für krebskranke Kinder
Das Ziel ist es, deutschlandweit bei allen Kindern mit Krebsrückfällen nach Erbgutveränderungen zu suchen und herauszufinden, ob es Medikamente gibt, die zu genau diesem Tumor passen. Die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Kinderkrebsstiftung unterstützen nun eine Machbarkeitsstudie über zwei Jahre mit rund 1,1 Millionen Euro.
Das drängendste Problem in der Krebsmedizin bei Kindern sind heute Rückfälle nach einer intensiven Stahlen- und Chemotherapie. "Das betrifft in Deutschland jedes Jahr etwa 500 krebskranke Kinder. Zum Zeitpunkt des Rückfalls sind die wirksamen Behandlungen bereits weitgehend ausgereizt, die Medikamente versagen häufig, wenn der Krebs zurückkehrt", erklärt Prof. Otmar Wiestler, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). "Deshalb ist es uns so wichtig, für diese Kinder neue Behandlungsmöglichkeiten zu finden."
Mit einer Untersuchung des gesamten Tumorerbguts zum Zeitpunkt des Rückfalls können Wissenschaftler heute herausfinden, welche Faktoren den individuellen Tumor zum Wachsen anregen. In vielen Fällen lassen sich diese wachstumsfördernden Faktoren durch ein passendes Medikament blockieren.
"Bei rund einem Viertel der krebskranken Kinder kehrt der Krebs nach einer Behandlung zurück, die meisten von ihnen haben dann keine dauerhafte Heilungschance mehr. Eine Erbgut-Analyse könnte nach unserer bisherigen Erfahrung für etwa die Hälfte von ihnen eine zweite Chance bedeuten. Unser Ziel ist es, deutschlandweit bei allen Kindern mit Krebsrückfällen nach einem Medikament zu suchen, das genau zu ihrem Tumor passt", sagt Prof. Stefan Pfister vom Deutschen Krebsforschungszentrum, der federführende Koordinator des Forschungsverbunds INFORM.
Im Gegensatz zur Chemo- und Strahlentherapie schädigen die neuen, "intelligenten" Medikamente nicht alle sich schnell teilenden Zellen, sondern richten sich gegen spezifische krebstypische Zellveränderungen. Welche der vielen möglichen krebstypischen Veränderungen einen individuellen Tumor kennzeichnen, kann man ohne Erbgut-Analyse nicht erkennen.
Die INFORM-Forscher wollen in einer Machbarkeitsstudie durch umfangreiche Genomanalysen am DKFZ zunächst klären, welche Informationen aus dem Tumorerbgut dazu beitragen können, den Kindern eine bessere Behandlung anzubieten. Dabei konzentrieren sie sich auf die zwölf Krebsarten, bei denen Kinder am häufigsten Rückfälle erleiden. Die Wissenschaftler dokumentieren vor allem, welche und wie viele Mutationen, für die es "intelligente" Medikamente gibt, in den verschiedenen Krebsarten auftreten. Werden bei einem Patienten Veränderungen in den Tumorzellen entdeckt, gegen die bereits Wirkstoffe zur Verfügung stehen, so kann der behandelnde Arzt diese Information nutzen und individuell mit dem Patienten entscheiden, ob dieses Medikament eingesetzt werden kann.
Gibt es noch keine spezifischen Medikamente gegen eine krebstreibende Zellveränderung, so können Wissenschaftler die Information nutzen, um neue Wirkstoffe zu entwickeln.
Nach Abschluss der Machbarkeitsstudie wollen die Kinderonkologen in einer klinischen Studie nach dem Arzneimittelgesetz prüfen, ob die individualisierte Therapie auf der Basis der Erbgut-Information bessere Heilungserfolge erzielt als die herkömmliche Rückfalltherapie.
Weder die Untersuchung des Tumorerbguts noch die teuren zielgerichteten Medikamente werden derzeit von den Krankenkassen bezahlt. Die Förderung durch das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) (2,5 Millionen Euro), die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Kinderkrebsstiftung deckt einen Teil der Kosten für die Erbgutanalyse, Datenauswertung und Dokumentation. "Für die Deutsche Krebshilfe ist innovative Krebsforschung ein Kernanliegen. Nur über die Forschung können wir die Therapie und Versorgung krebskranker Menschen verbessern. Daher fördert die Deutsche Krebshilfe das hochinnovative INFORM-Projekt", so Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. "Wir wollen, dass alle krebskranken Kinder eine Chance haben zu überleben - durch gezielte Therapien, mit so wenigen Spätfolgen wie möglich. Deshalb ist Forschungsförderung wichtig. Und deshalb ist das Verbundprojekt INFORM mit der gemeinschaftlichen Förderung durch DKTK und DKFZ, die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Kinderkrebsstiftung wegweisend für die Kinderkrebsheilkunde", sagt Ulrich Ropertz, Vorsitzender der Deutschen Kinderkrebsstiftung.
Auch die BILD-Hilfsorganisation "Ein Herz für Kinder" unterstützt INFORM. Spenden an diese Charity helfen dabei, den anderen großen Posten zu bewältigen - die Kosten für die neuen Medikamente, die in der Regel nicht von Kassen übernommen werden, weil noch keine ausreichenden Studiendaten vorliegen. In der großen Gala "Ein Herz für Kinder" (Samstag, 6. Dezember, 20:15 Uhr im ZDF) wird eine kleine Patientin vorgestellt, für die die Analyse des Tumorerbguts eine zweite Chance bedeutet.
*INFORM steht für "Individualisierte Therapie für Rückfälle von bösartigen Tumoren bei Kindern". Die wissenschaftlichen Koordinatoren sind
- Prof. Stefan Pfister (federführender Koordinator, DKFZ),
- Prof. Angelika Eggert (Vorsitzende der Fachgesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Charité Berlin)
- Prof. Peter Lichter (Leiter des INFORM-Bereichs Molekulare Diagnostik, DKFZ)
- Prof. Olaf Witt (Leiter der INFORM-Registerstudie, DKFZ und Universitätsklinikum Heidelberg)
Unter dem Dach der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie sind deutschlandweit elf Studiengruppen und über 50 Rekrutierungszentren an INFORM beteiligt.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

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Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Über 450 000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Krebs. Dabei stellt diese Krankheit die Forschung vor besonders große Herausforderungen. Denn Krebs ist nicht gleich Krebs, und selbst von Patient zu Patient verläuft die Krankheit oft unterschiedlich. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) widmet sich als größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland und Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren laut seiner Satzung ganz der Aufgabe, Krebsforschung zu betreiben. Unsere über 3.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon über 1.000 Wissenschaftler, erforschen in mehr als 90 Abteilungen und Arbeitsgruppen wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Ansätze, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
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