26.06.2014 13:50 Uhr in Kultur & Kunst von Universität Mannheim

Lorenz-von-Stein-Preis für herausragende Doktorarbeit über Wählerverhalten

Kurzfassung: Lorenz-von-Stein-Preis für herausragende Doktorarbeit über WählerverhaltenWähler scheinen ihre Entscheidung für eine Partei oder einen Kandidaten heutzutage immer später zu treffen - diese These ...
[Universität Mannheim - 26.06.2014] Lorenz-von-Stein-Preis für herausragende Doktorarbeit über Wählerverhalten
Wähler scheinen ihre Entscheidung für eine Partei oder einen Kandidaten heutzutage immer später zu treffen - diese These gehört derzeit zu den gängigsten Erklärungsansätzen von Politik, Medien und Meinungsforschung, wenn es gilt, unvorhergesehene Wahlergebnisse zu erklären. Doch stimmt das überhaupt? In seiner Dissertation "Wann Wähler entscheiden: Abläufe von Entscheidungsprozessen und der Zeitpunkt der Wahlentscheidung" zeigt der 32-jährige Politikwissenschaftler Dr. Thomas Plischke unter anderem, dass der Trend zur späten Wahlentscheidung stark überschätzt wird und teilweise auf falschen Annahmen beruht.
Die Lorenz-von-Stein-Gesellschaft e.V. zeichnet den Politikwissenschaftler heute für die beste sozialwissenschaftliche Dissertation an der Universität Mannheim aus. Die Fördergesellschaft des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES) prämiert seit 1999 jährlich eine Doktorarbeit aus den Fächern Politikwissenschaft, Sozialpsychologie oder Soziologie. Der Lorenz-von-Stein-Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.
Anteil der Spätentschlossenen wurde falsch gemessen
Für seine Promotion hat Thomas Plischke Daten der deutschen Bundestagswahlen von 1965 bis 2009 analysiert. "Den älteren Umfragedaten zufolge gab es früher scheinbar weniger sogenannte Spätentscheider. Diese Ergebnisse beruhen allerdings zu weiten Teilen auf Messfehlern", fasst Plischke ein zentrales Ergebnis seiner Arbeit zusammen. Zum Beispiel habe man bei früheren Befragungen oftmals die Gruppe der "Unentschlossenen" gleichgesetzt mit der der "noch nicht endgültig Entschlossenen". "Das hat mitunter zu schwerwiegenden fehlerhaften Annahmen über die Bedeutung und Ursachen später Wahlentscheidungen geführt", so Plischke.
Im Vergleich mit aktuell erhobenen Daten lasse sich zudem belegen, dass die Wählerinnen und Wähler aufgrund der weniger ausgefeilten Befragungsmethoden früher nicht so korrekt geantwortet hätten wie heute. Unterm Strich habe das dazu geführt, dass der Anteil der Spätentscheider in der Vergangenheit deutlich unterschätzt wurde. "Trotzdem ist es richtig, dass die Abnahme der traditionellen Parteibindungen und die Veränderungen im Parteiensystem den Entscheidungszeitpunkt bei Wahlen verschoben haben. Der Effekt ist nur nicht so stark, wie oftmals angenommen", betont Plischke.
Aufklärung dank "Mannheimer Daten"
Für seine Arbeit nutzte der Politikwissenschaftler auch Daten der größten deutschen Wahlstudie "German Longitudinal Election Study"(GLES), die unter Mitwirkung von Thomas Plischke zu wesentlichen Teilen am MZES durchgeführt wird. "Als Mitarbeiter der Studie und dank der hohen Qualität der Daten konnte ich die Determinanten des Zeitpunkts der Wahlentscheidung genauer untersuchen, als das bisher möglich war", so der Preisträger.
Die besondere Forschungsleistung Plischkes hebt Professor Thomas Gschwend, Vorsitzender der Lorenz-von-Stein-Gesellschaft und selbst Politikwissenschaftler, hervor: "Thomas Plischke räumt in seiner Arbeit mit einigen Fehleinschätzungen auf, was nicht nur für die Wissenschaft, sondern aufgrund der hohen gesellschaftlichen Bedeutung von Wahlen auch für die Allgemeinheit von großem Wert ist." Zudem zeige der Preisträger auf eindrucksvolle Weise, dass sich der Zeitpunkt der Wahlentscheidung aus einem komplexen Beziehungsgeflecht heraus entwickle: "Neben individuellen Merkmalen wie der persönlichen Einstellung und politischem Wissen haben auch die jeweilige Entscheidungssituation und Umwelteinflüsse, also Austausch mit anderen Personen, die individuelle Mediennutzung und aktuelle politische Ereignisse Bedeutung für den Zeitpunkt der Wahlentscheidung. Thomas Plischkes Arbeit liefert zahlreiche wertvolle Ansatzpunkte für weitere Forschung auf diesem in Deutschland etwas vernachlässigten Gebiet", so Gschwend weiter. Dem Vorstand der Lorenz-von-Stein-Gesellschaft habe allerdings eine ganze Reihe preiswürdiger Dissertationen vorgelegen, weshalb die Entscheidung nicht leicht gefallen sei.
Über den Preisträger
Thomas Plischke studierte von 2002 bis 2007 Politikwissenschaft, Statistik und Methoden der empirischen Sozialforschung an der Universität Bamberg mit einem Gastaufenthalt an der Oklahoma State University von 2004 bis 2005. Nach dem Diplomabschluss war er bis 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politische Soziologie der Universität Bamberg, eher er für zwei Jahre zu GESIS -Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Mannheim wechselte. Seit 2010 ist Thomas Plischke wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Politische Verhaltensforschung der Universität Mannheim und forscht am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung im Projekt "Lang- und Kurzfrist-Panelstudien" im Rahmen der German Longitudinal Election Study (GLES). Seine 2013 fertiggestellte Doktorarbeit wurde betreut und begutachtet von Prof. Dr. Hans Rattinger (Universität Mannheim) und Prof. Dr. Harald Schoen (Universität Bamberg, künftig: Universität Mannheim).
Der Lorenz-von-Stein-Preis wird im Rahmen der Absolventenfeier der Master-, Diplom-, Magister- und Lehramtsabsolvent/innen sowie der Doktorand/innen der Fakultät für Sozialwissenschaften am heutigen Donnerstag, 26. Juni 2014, verliehen.
Kontakt und weitere Informationen:
Plischke, Thomas (2014): Wann Wähler entscheiden: Abläufe von Entscheidungsprozessen und der Zeitpunkt der Wahlentscheidung. Baden-Baden: Nomos. ISBN: 978-3-8487-0854-3
Prof. Thomas Gschwend, PhD
Vorsitzender d. Lorenz-von-Stein-Gesellschaft e.V.
Universität Mannheim
Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES)
Telefon: +49-621-181-2087
Telefax: +49-621-181-2845
gschwend@uni-mannheim.de
www.mzes.uni-mannheim.de/lvs
Dr. Thomas Plischke
Universität Mannheim
Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES)
Telefon: +49-621-181-3653
Telefax: +49-621-181-2845
Thomas.Plischke@mzes.uni-mannheim.de
http://www.mzes.uni-mannheim.de/d7/de/profiles/thomas-plischke
Weitere Informationen
Universität Mannheim
Profilstark, wirtschaftsnah, international: Die Universität Mannheim ist eine der besten Universitäten in Deutschland. Das belegen ihr Erfolg im Rahmen der bundesweiten Exzellenzinitiative sowie zahlreiche Rankings, Auszeichnungen und Umfragen unter Arbeitgebern. Das Markenzeichen der Universität Mannheim ist dabei ihr klares Profil: Es ist geprägt von renommierten Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und ihrer Vernetzung mit leistungsstarken Geistes- und Kulturwissenschaften, der Rechtswissenschaft sowie Mathematik und Informatik. Besonderes Renommee genießen die Mannheimer Wirtschaftswissenschaftler. Mit der Mannheim Business School engagiert sich die Fakultät im Bereich der Management-Weiterbildung und wird hier unter den 25 besten MBA-Anbietern der Welt geführt.
Universität Mannheim,
, 68131 Mannheim, Deutschland
Tel.: +49-621-181-2087;
Weitere Meldungen dieses Unternehmens
Erfolgreiche Pressearbeit eBook
Pressearbeit
Eine Pflichtlektüre für mehr Sichtbarkeit durch Pressemitteilungen.
Pressekontakt

Universität Mannheim

68131 Mannheim
Deutschland

E-Mail:
Web:
Tel:
+49-621-181-2087
Fax:
+49-621-181-2845
Drucken Weiterempfehlen PDF
Schlagworte
Permanentlinks https://www.prmaximus.de/108398

https://www.prmaximus.de/pressefach/universität-mannheim-pressefach.html
Die Pressemeldung "Lorenz-von-Stein-Preis für herausragende Doktorarbeit über Wählerverhalten" unterliegt dem Urheberrecht. Jegliche Verwendung dieses Textes, auch auszugsweise, erfordert die vorherige schriftliche Erlaubnis des Autors. Autor der Pressemeldung "Lorenz-von-Stein-Preis für herausragende Doktorarbeit über Wählerverhalten" ist Universität Mannheim, vertreten durch .