Cybersicherheit: Wissens-, Kompetenz- und Vollzugsdefizite

Kurzfassung: (idw) Cybersicherheit: Wissens-, Kompetenz- und Vollzugsdefizite#8222;Neue Ph#228;nomene wie Cyberkriminalit#228;t, Cyberspionage und Cybersabotage sind in den vergangenen Jahren zu ernsthaften Bedroh ...
[Technische Universität Chemnitz - 20.05.2014] (idw) Cybersicherheit: Wissens-, Kompetenz- und Vollzugsdefizite


#8222;Neue Ph
#228;nomene wie Cyberkriminalit
#228;t, Cyberspionage und Cybersabotage sind in den vergangenen Jahren zu ernsthaften Bedrohungen f
#252;r Wirtschaft, Politik und staatliche Infrastrukturen geworden
#8220;, sagt Jakob Kullik von der Professur Internationale Politik der Technischen Universit
#228;t Chemnitz. Unter Cyberkriminalit
#228;t fallen das massenhafte Hacken von E-Mail-Accounts und der Diebstahl von digitalen Identit
#228;ten. Cyberspionage bezeichnet beispielsweise das Vorgehen des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes NSA, der systematisch und weltweit digitalen Datenverkehr
#252;berwacht. Cybersabotage liegt unter anderem vor, wenn Hacker die Kan
#228;le von Medien knacken und gezielt Falschmeldungen lancieren. Der Chemnitzer Politikwissenschaftler Jakob Kullik ging von Ende 2012 bis Ende 2013 der Frage nach: Besitzt Deutschland eine eigene konsistente Cybersicherheitspolitik? Die Ergebnisse seiner Untersuchung sind als Buch erschienen und bilden unter dem Titel
#8222;Vernetzte (Un-)Sicherheit? Eine politisch-rechtliche Analyse der deutschen Cybersicherheitspolitik
#8220; den Band 7 der
#8222;Chemnitzer Schriften zur europ
#228;ischen und internationalen Politik
#8220;. Kullik untersuchte den strategischen Ansatz, die politisch-institutionelle Struktur, die staatlichen IT-F
#228;higkeiten und den rechtlichen Rahmen. Als methodische Grundlage verwendete er die qualitative Politikfeldanalyse.
#8222;Abschlie
#223;end kann festgehalten werden, dass Deutschland eine eigene Cybersicherheitspolitik besitzt, diese jedoch auf vielen Feldern nicht konsistent ist
#8220;, fasst Kullik seine Ergebnisse zusammen und erkl
#228;rt:
#8222;Neben bestehenden rechtlichen L
#252;cken und Graubereichen existieren in den Reihen der staatlichen Legislative und Exekutive nach wie vor ernsthafte Wissens-, Kompetenz- und Vollzugsdefizite.
#8220;

14 der 28 Mitgliedsstaaten der Europ
#228;ischen Union besitzen derzeit eine nationale Cybersicherheitsstrategie, so die politikwissenschaftliche Studie. Deutschland geh
#246;re innerhalb der EU zu den f
#252;nf f
#252;hrenden Mitgliedsstaaten mit einer eigenen Cyberpolitik. Im Februar 2011 hat die Bundesregierung ihre erste, ressort
#252;bergreifende Cybersicherheitsstrategie verabschiedet, die zentrale Ma
#223;nahmen zur Verbesserung der nationalen Cybersicherheit enth
#228;lt.
#8222;Seither steht das Thema Cybersicherheit weit oben auf der sicherheitspolitischen Agenda der Bundesregierung
#8220;, so Kullik. Die Milit
#228;rs und Geheimdienste der USA, Chinas und Russlands h
#228;tten jedoch bereits in den 1990er-Jahren begonnen, konzeptionelle Strategien f
#252;r milit
#228;rische Operationen im Cyberspace auszuarbeiten. Und Deutschlands Konkurrenten seien nicht nur bekannte Akteure, wie die Volksrepublik China und die Russische F
#246;deration, sondern auch die USA und Gro
#223;britannien.
#8222;Trotz des zu erwartenden Anstiegs von Cyberkriminalit
#228;t in den n
#228;chsten Jahren ist das Risiko- und Gefahrenbewusstsein f
#252;r diese neue Bedrohungsform innerhalb der Gesellschaft nach wie vor gering ausgepr
#228;gt
#8220;, sch
#228;tzt Kullik ein und erl
#228;utert:
#8222;Eines der Hauptprobleme ist, dass die Bedrohungslage nach wie vor f
#252;r viele zu abstrakt ist. Neben der eigentlichen Bek
#228;mpfung der Cyberkriminalit
#228;t wird daher in Zukunft auch die Aufkl
#228;rung und Sensibilisierung f
#252;r dieses wichtige Thema zu den gro
#223;en Aufgaben des Staates gegen
#252;ber der Gesellschaft geh
#246;ren.
#8220;

Viele Akteure, aber wenig Expertise

Der Politikwissenschaftler gibt in seinem Buch einen
#220;berblick
#252;ber die Akteure, die in Deutschland beim Thema Cybersicherheit involviert sind: Das sind allen voran das Bundesministerium des Innern mit den Bundes
#228;mtern f
#252;r Sicherheit in der Informationstechnik sowie f
#252;r Verfassungsschutz und dem Bundeskriminalamt. Unterst
#252;tzung geben das Wirtschafts-, Verteidigungs- und Bildungsministerium, das Ausw
#228;rtige Amt sowie die L
#228;nder. Hinzu kommt das 2011 eingerichtete Nationale Cyberabwehrzentrum.
#8222;Die Koordinierung zwischen den einzelnen Ministerien und Einrichtungen, die f
#252;r die
#246;ffentliche IT-Sicherheit in Deutschland verantwortlich sind, ist in vielen Bereichen defizit
#228;r, da innerhalb der Ministerien oftmals nicht eindeutig geregelt ist, welche Abteilung f
#252;r das Thema zust
#228;ndig ist. Einige Ministerien bringen sich zudem nicht ausreichend in den Politikformulierungsprozess auf Bundesebene ein. Beim Bundesministerium der Verteidigung muss ganz grunds
#228;tzlich gefragt werden, ob es bereits im Cyberzeitalter angekommen ist. Weder organisatorisch noch strategisch wird es seiner Rolle als eines der nationalen Schl
#252;sselministerien in cybersicherheitspolitischen Belangen gerecht
#8220;, h
#228;lt Kullik in seiner Studie fest und er
#246;rtert:
#8222;Alle deutschen Sicherheitsbeh
#246;rden leiden unter einem allgemeinen Personalmangel an IT-Fachkr
#228;ften. Die Entwicklungsperspektiven f
#252;r angeworbene Spitzenkr
#228;fte aus der IT-Branche sind innerhalb deutscher Sicherheitsbeh
#246;rden nicht sonderlich hoch. Deutschland kann daher gegenw
#228;rtig bestenfalls als eine sich entwickelnde Cyber-Mittelmacht bezeichnet werden, dessen vorhandene Cyberf
#228;higkeiten momentan weit hinter den M
#246;glichkeiten der USA, Chinas, Russlands, Gro
#223;britanniens und vermutlich auch Frankreichs und Israels zur
#252;ckstehen.
#8220;

IT-Ausr
#252;stung statt milit
#228;rischem Gro
#223;ger
#228;t

Kullik formuliert als Konsequenz seiner Ergebnisse ein ganzes B
#252;ndel konkreter Handlungsempfehlungen. Dazu z
#228;hlt die Schaffung klarer Zust
#228;ndigkeiten und Verantwortungsstrukturen in den Cyber-Kernministerien und den flankierenden Ministerien. Zudem r
#228;t er zur Aufstockung des Personals in den Kernministerien und dem Nationalen Cyberabwehrzentrum sowie zur Schaffung eines Bundes-Cyberbeauftragten zur besseren Koordinierung netzpolitischer Themen auf Bundesebene. Grundlegend fordert der Politikwissenschaftler die Anerkennung des Cyberspace als strategisch wichtigen Raum f
#252;r nachrichtendienstliche und milit
#228;rische Computernetzwerkoperationen. Au
#223;erdem empfiehlt er unter anderem eine r
#252;stungspolitische Neuausrichtung
#8211; weniger milit
#228;risches Gro
#223;ger
#228;t f
#252;r die Bundeswehr, daf
#252;r eine bessere IT-Ausr
#252;stung der Sicherheitsbeh
#246;rden.


#8222;Jakob Kullik hatte das dr
#228;ngende Problem erkannt, lange bevor Edward Snowden die USA verlie
#223; und sich mit seinen brisanten Informationen an B
#252;rger und Regierungen wandte
#8220;, so Prof. Dr. Beate Neuss, Inhaberin der Professur Internationale Politik der TU Chemnitz, die die Forschung betreut hat.
#8222;Das historisch Neue sind die Dimensionen, in denen politische und industrielle Spionage, Kriminalit
#228;t und Sabotage betrieben werden k
#246;nnen. Neue Formen der Kriegsf
#252;hrung tun sich auf. Erst langsam ist diese Erkenntnis in wirtschaftliche Unternehmen und staatliche Stellen gedrungen. Umso entscheidender ist es, die Abwehrm
#246;glichkeiten zu er
#246;rtern und politisch-rechtlich zu analysieren
#8220;, sch
#228;tzt Neuss ein.

Bibliographische Angaben: Kullik, Jakob: Vernetzte (Un-)Sicherheit? Eine politisch-rechtliche Analyse der deutschen Cybersicherheitspolitik, Hamburg 2014. Verlag Dr. Kovac, Band 7 der Reihe
#8222;Chemnitzer Schriften zur europ
#228;ischen und internationalen Politik
#8220;, ISBN 978-3830076490, 284 Seiten

Kontakt: Jakob Kullik, E-Mail jakob.kullik@s2007.tu-chemnitz.de

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