Jahrestagung Archäometrie und Denkmalpflege 2012

  • Pressemitteilung der Firma Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), 22.03.2012
Pressemitteilung vom: 22.03.2012 von der Firma Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) aus Frankfurt/Main

Kurzfassung: Forschung vom Altertum bis in die Neuzeit Vom 28. bis 31. März findet an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen die gemeinsame Jahrestagung des Arbeitskreises Archäometrie und Denkmalpflege der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, des ...

[Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) - 22.03.2012] Jahrestagung Archäometrie und Denkmalpflege 2012


Forschung vom Altertum bis in die Neuzeit

Vom 28. bis 31. März findet an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen die gemeinsame Jahrestagung des Arbeitskreises Archäometrie und Denkmalpflege der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, des Arbeitskreises Archäometrie der Fachgruppe Analytische Chemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker und der Gesellschaft für Naturwissenschaftliche Archäologie - ARCHAEOMETRIE statt.

Diese Gruppierung verfolgt das Ziel, naturwissenschaftliche Fachkompetenz im Bereich Kulturwissenschaften zu etablieren. Auf den regelmäßig im anderthalbjährigen Turnus stattfindenden Jahrestagungen werden aktuelle Ergebnisse analytischer Untersuchungen zur Lösung kulturhistorischer Fragestellungen vorgestellt. Die Fragestellungen sind ebenso vielfältig wie die Materialgruppen. Archäologische Objekte aus Keramik, Glas, Stein und organischen Materialien wie Zähnen oder Elfenbein sind ebenso Gegenstand der Arbeiten wie Münzen und Waffen sowie die Reste von Fertigungsstätten all dieser Objekte. Wie alt sind die Fundstücke, woher stammen die an komplexen Kunstwerken verwendeten Materialien, wie wurden sie hergestellt – nur einige Fragestellungen, die das Wissen über vergangene Kulturen vom Standpunkt der Materialwissenschaften erweitern helfen. Neue Entwicklungen in der Analytik erweitern ständig die Möglichkeiten substanzschonender Untersuchungen. So können zunehmend Details erforscht werden, die bisher nicht zugängliche Informationen liefern. Auch die Bereiche Kulturgüterschutz und Denkmalpflege profitieren seit vielen Jahren vom Verbund der Gesellschaften. Natursteinbauwerke, Glasfenster, bemalte Skulpturen und Wandmalereien können nur in die Zukunft gerettet werden, wenn ihre chemischen und mineralogischen Zusammensetzungen sowie die zerstörenden Mechanismen bekannt sind und bei konservatorischen Arbeiten berücksichtigt werden können.

Auch in diesem Jahr wird anlässlich der Tagung ein öffentlicher Abendvortag angeboten: Über "Das Genom des Schwarzen Tods: Genetische Untersuchung des mittelalterlichen Pesterregers" trägt Juniorprofessor Dr. Johannes Krause, Urgeschichte und Archäologie der Eberhard-Karls-Universität, am 28. März, 19:30 Uhr, im Audimax vor.

Aktuelle Themen, die auf der diesjährigen Tagung diskutiert werden, sind beispielsweise ein neuer Echtheitstest für Bronze. Dr.-Ing. Daniela Nickel, TU Chemnitz, berichtet unter dem Titel "Den Fälschern auf der Spur" über die Anwendung einer neuen auf Isotopenmessungen beruhenden Methode, mit der Aussagen über die Echtheit von bronzenen Objekten getroffen werden können. Da bislang eine geeignete Methode fehlte, waren antike Kunstobjekte aus Bronze nicht sicher als Original oder Fälschung zu identifizieren. Die neue Methode basiert auf dem Vergleich der Zinnisotopenverhältnisse im Metall und in der anhaftenden Korrosionsschicht. Signifikante Unterschiede weisen auf eine in kurzer Zeit künstlich erzeugte Patina hin, also auf ein gefälschtes Objekt. Übereinstimmende Zinnisotopenverhältnisse hingegen beweisen die Echtheit von natürlich korrodierten Objekten. "Mit dieser Methode konnte beispielsweise die Echtheit der "Himmelsscheibe von Nebra" nachgewiesen werden", sagt Professor Dr. Ernst Pernicka, Tübingen, an dessen Institut die Methode entwickelt wurde.

Dr. Frank Schlütter von der Amtlichen Materialprüfungsanstalt Bremen berichtet auf der Tübinger Tagung über analytische Untersuchungen an glasierter Baukeramik in Zentralasien. Die historischen Stadtgebiete von Samarkand und Buchara beispielsweise sind von großen sakralen Bauwerken geprägt, die durch farbig glasierte Fassadenelemente auffallen. Anhand von Materialproben vom Mausoleum Schadi-Mulk-aka (Samarkand) und von der Koranschule Abdulasis-Khan (Buchara) wurden die historischen Baumaterialien charakterisiert. Als Träger der Glasuren lässt sich aus Lösslehm gebrannte Keramik oder so genannte Quarz-Fritte-Keramik unterscheiden. Für die Analyse der keramischen Untergründe und der Glasuren erwies sich eine kombinierte licht- und rasterelektronenmikroskopische Untersuchung als optimal. Insbesondere an den Fayenceglasuren wird z.B. eine chemische Analyse durch den mehrschichtigen Aufbau der Glasur erschwert. Die Bestimmung der Zusammensetzung der Glasuren ist wichtig, um auf die verwendeten Rohstoffe und die Herstellungstechnologie zu schließen. Die Unterschiede in den Zusammensetzungen erlauben Rückschlüsse auf die Art der Glasur, zeigen technologische Unterschiede zwischen den Regionen und geben Hinweise auf technologische Entwicklungen. Die Untersuchungen hatte das Auswärtige Amt gefördert.

Professor Dr. Robert Fuchs, Leiter des Cologne Institute of Conservation Sciences der Fachhochschule Köln, ist "Dem Wasserzeichen auf der Spur", weil die physikalisch-chemische Untersuchung von Wasserzeichen oftmals die einzige Möglichkeit darstellt, die Echtheit von Malereien auf Papier zu bestätigen. Fuchs, der zugleich Leiter des GDCh-Arbeitskreises Archäometrie ist, berichtet, dass bei einer Grafik von Marc Chagall Zweifel an der Echtheit aufgekommen waren. Die traditionelle Bestimmung des Wasserzeichens bewies zunächst die Fälschung. Doch mithilfe der Bandpassfilterreflektographie, die Infrarot-Strahlung nutzt, gelang es, ein Nebenwasserzeichen sichtbar zu machen, das die richtige zeitliche Einordnung des Papiers ermöglichte und die Authentizität wahrscheinlich machte. Die historische Forschung belegte dann diesen Befund.

Die "Untersuchung von "die zwei Schachspieler" von Paris Bordone mit Hilfe der Neutronenautoradiographien" ist Thema einer gemeinsamen Arbeitsgruppe vom Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie und der Gemäldegalerie Berlin. Das Bild "Die zwei Schachspieler", entstanden zwischen 1550 und 1555, wurde mit Röntgenaufnahmen und Neutronenautoradiographien untersucht. Dabei zeigte sich, dass der Maler mehrfach Änderungen an der Körperhaltung der Spieler und an den Positionen von Kopf und Arm vorgenommen hat. Dies soll im Vortrag gezeigt werden.


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Dr. Renate Hoer
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Über Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh):
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker bündelt die Interessen und Aktivitäten der Chemiker in Deutschland. Eine ihrer Aufgaben ist es, das Wissen, das ihre Mitglieder während des Studiums erworben haben, ein Berufsleben lang zu erweitern und den neuen Erkenntnissen anzupassen. Die Halbwertszeit chemischen Wissens liegt heute bei wenigen Jahren. Daher vermittelt die GDCh auf vielfältige Weise die neuesten Erkenntnisse der chemischen Forschung.

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