Supraleitende Strombegrenzer in Sachsen

  • Pressemitteilung der Firma BINE Informationsdienst, 16.01.2012
Pressemitteilung vom: 16.01.2012 von der Firma BINE Informationsdienst aus Bonn

Kurzfassung: Forschungsprojekte nachgehakt: Die zweite Generation im Einsatz Ein supraleitender Strombegrenzer schützt im sächsischen Braunkohlenkraftwerk Boxberg die Eigenstromversorgung vor Schäden durch Kurzschlüsse und Spannungsspitzen. Das System der ...

[BINE Informationsdienst - 16.01.2012] Forschungsprojekte nachgehakt: Die zweite Generation im Einsatz

Supraleitende Strombegrenzer in Sachsen


Ein supraleitender Strombegrenzer schützt im sächsischen Braunkohlenkraftwerk Boxberg die Eigenstromversorgung vor Schäden durch Kurzschlüsse und Spannungsspitzen. Das System der ersten Generation haben die Entwickler nun – weltweit erstmalig – durch einen Strombegrenzer auf Basis von YBCO-Bandleitern ersetzt. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Nexans SuperConductors steigern damit die Eigensicherheit des Netzes und helfen, Investitionskosten in Anlagen zu sparen.

Ende 2011 berichtete der BINE Informationsdienst bereits über das Projekt. Jetzt erklärt Projektleiter Wilfried Goldacker vom KIT: "Hochtemperatur-Supraleiter galten lange Zeit als schwer handhabbar, zu spröde und insbesondere zu teuer für allgemeine industrielle Anwendungen." Doch die Vorteil überzeugen: Bei Stromspitzen – etwa nach Kurzschlüssen im Netz – werden keine Bauteile zerstört, sondern der Begrenzer kehrt schon nach wenigen Sekunden selbsttätig in den normalen Betriebszustand zurück. Der Netzausfall ist somit wesentlich kürzer als bei konventionellen Strombegrenzern. Bei denen müssen konstruktionsbedingt Bauteile zerstört werden, die jeweils zeit- und kostenintensiv ausgetauscht werden - wie bei einer Schmelzsicherung im Haushalt.

Ein Baustein für den Netzausbau

Verlässliche, kompakte Strombegrenzer erlauben es Stromnetze stabiler zu betreiben und deren Struktur zu vereinfachen. Dank ihrem Schutz vor Stromspitzen lassen sich dezentrale Energieerzeuger wie Wind- und Solaranlagen einfacher in Netze integrieren. Teure Komponenten im bestehenden Stromnetz werden effektiv geschützt, Bauteile in zukünftigen Netzen können für geringere Spitzenströme ausgelegt werden und Transformatoren werden vielerorts überflüssig. Insgesamt können Investitionskosten bei Kraftwerken und Netzen eingespart werden. Zudem lässt sich das Prinzip des supraleitenden Strombegrenzers auf YBCO-Basis zukünftig auch auf Hochspannungsnetze über 100 Kilovolt ausdehnen und diese so besser vor Stromausfällen schützen.

Die zweite Generation

YBCO steht für die Bestandteile des Supraleiters: Yttrium-Barium-Kupfer-Sauerstoff. Es wird als rund ein Mikrometer dicke Kristallschicht direkt auf ein einige Millimeter breites Edelstahlband aufgebracht. Unterhalb einer Temperatur von minus 183 Grad Celsius wird das Material supraleitend. Allerdings bricht der supraleitende Zustand schlagartig zusammen, wenn die Stromstärke im Leiter die Auslegungsgrenzen übersteigt. Auf diesem Effekt beruht der supraleitende Strombegrenzer. Bei Stromspitzen im Netz verliert der Supraleiter seine Leitfähigkeit innerhalb von Sekundenbruchteilen und der Strom kann nur noch über das Edelstahlband fließen, das einen deutlich höheren Widerstand aufweist und den Strom damit begrenzt. Die anfallende Wärme wird über das Kühlsystem des Supraleiters abgeführt. Einige Sekunden nach dem Kurzschluss ist der Normalbetrieb im supraleitenden Zustand wieder hergestellt. YBCO-Supraleiterschichten auf Edelstahlbändern sind stabiler und betriebsfreundlicher als die Supraleiter der ersten Generation aus BSCCO-Keramiken. Zudem benötigt ihre Herstellung keine Edelmetalle wie Silber und wird voraussichtlich günstiger sein.

BINE-Publikationen zum Thema

Das BINE-Projektinfo "Supraleitende Strombegrenzer im Kraftwerk" stellt die Forschungsarbeiten im Detail vor. Bereits 2010 erschien das Info "Hochtemperatur-Supraleiter". Es erläutert Herstellung und Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Materialien.

Bildunterschrift: Kurz vor dem Einsatz: Ein mobiler Container wird für die Aufnahme des Strombegrenzers vorbereitet.© BINE Informationsdienst


BINE Informationsdienst
FIZ Karlsruhe - Büro Bonn
Redaktionsleitung: Johannes Lang
Kaiserstraße 185-197
53113 Bonn
Tel. (+49) 228 92379-0
Fax (+49) 228 92379-29
E-Mail redaktion@bine.info

Über BINE Informationsdienst:
BINE Informationsdienst

Wissen aus der Energieforschung für die Praxis
Der BINE Informationsdienst fördert den Informations- und Wissenstransfer aus der Energieforschung in die Anwendungspraxis und steht dabei in engem Austausch mit vielen Firmen und Institutionen, die in geförderten Projekten Effizienztechnologien und Erneuerbare Energien zur Anwendungsreife entwickeln. BINE ist ein Informationsdienst der Fachinformationszentrum (FIZ) Karlsruhe GmbH und kooperiert mit zahlreichen Einrichtungen und Organisationen aus Forschung, Ausbildung, Praxis, Fachmedien und Politik. BINE wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA).
Aktuelle Informationen aus Forschung und Technik werden durch die BINE-Fachredaktion gründlich recherchiert, prägnant und zielgruppenorientiert aufbereitet und potentiellen Anwendern vermittelt. In drei Inforeihen (Projekt-Info, Themen-Info und basisEnergie) informiert BINE über Ergebnisse und Erfahrungen aus Forschung und Anwendungsprojekten. Die Infos können auch im kostenfreien Abonnement bezogen werden. Die BINE-Publikationen werden im Internet systematisch mit weiteren Informationen und Angeboten (u. a. InfoPlus) vernetzt und durch das BINE-Expertentelefon ergänzt. Hier bietet BINE projektbezogene und praxisrelevante Zusatzinformationen.

Ergänzt werden die BINE Broschüren durch die "BINE Informationspakete". Die Buchreihe bietet aktuelles, in der Praxis verwertbares Anwendungs-know-how und Forschungswissen. Die Buchreihe erscheint im Verlag Solarpraxis und ist im Buchhandel oder über die BINE Homepage bestellbar.

Die Planung und Realisierung eines energieeffizienten Gebäudes, die Wärmerückgewinnung in industriellen Prozesse oder die Integration erneuerbarer Energien in bestehende Energiesysteme sind komplexe und anspruchsvolle Aufgaben - sie erfordern aktuelle und erstklassige Informationen für richtige Entscheidungen. BINE wendet sich als kompetenter Partner an Planer, Berater und Architekten, an Entwickler, Hersteller und Handwerker, an Akteure der Aus- und Weiterbildung und an die Medien.

Firmenkontakt:
BINE Informationsdienst
FIZ Karlsruhe - Büro Bonn
Redaktionsleitung: Johannes Lang
Kaiserstraße 185-197
53113 Bonn
Tel. (+49) 228 92379-0
Fax (+49) 228 92379-29
E-Mail redaktion@bine.info

Die Pressemeldung "Supraleitende Strombegrenzer in Sachsen" unterliegt dem Urheberrecht der pressrelations GmbH. Jegliche Verwendung dieses Textes, auch auszugsweise, erfordert die vorherige schriftliche Erlaubnis des Autors. Autor der Pressemeldung "Supraleitende Strombegrenzer in Sachsen" ist BINE Informationsdienst.